
Kulinarik mit Stil - in Erinnerung an Anthony Bourdain

Text: Mikael Vallin
Fotos: Alamy
Bourdain - der Perfektionist
Einer der ersten charakteristischen Erfahrungen mit Bourdain, die mir besonders in Erinnerung blieb, sind die Anekdoten über die respektvolle Behandlung von Knoblauch. Hauchdünne Scheiben werden wie im Film Goodfellas, andächtig erwärmt, ohne anzubrennen. Auf die Anwendung einer Knoblauchpresse steht Prügelstrafe. Ausschweifende Erklärungen zum Einsatz von Schalotten haben mich leise fluchend dazu veranlasst, jahrelang die kleinen ovalen Leckereien mit größter Präzision zu schälen, um diese dann zusammen mit einer ansehnlichen Menge Wurzelgemüse und Kräutern langsam zu einer Demi Glace zu reduzieren, die jedem Gericht das gewisse Extra verleihen sollte.Schriftsteller und Künstlerseele
Beide Anekdoten stammen aus dem Buch Kitchen Confidential: Adventures in the Culinary Underbelly, eine autobiographische Darstellung über die verborgenen Geheimnisse der exklusivsten Restaurants der Welt. Bourday berichtet über eine mehrtägige Episode in einem Kühlraum, bei der er zusammen mit einem Kollegen im LSD-Rausch eines der spektakulärsten Dinner mit unter anderem handgeschnitzten Skulpturen aus Pilzen kreierte und seinen Bäcker, der ihn am Höhepunkt seines Heriontrips am Telefon anfleht, das Fass mit Sauerteig zu retten. Das Leben voller Ausschweifungen und Passion führte Anthony Bourdain an die Spitze der New Yorker Topprestaurants wie den Supper Club, das One Fifth Avenue und das Sullivan's. Im Jahr 1998 wurde er zum Chefkoch der Brasserie Les Halles.
Bücher wurden zu TV-Serien, die Bourdain als Produzenten an alle erdenklichen Ecken der Welt reisen ließen. Aus diesen Abenteuern entstand wiederum das Buch A Cook's Tour: Global Adventures in Extreme Cuisines. Sein Leben im rasenden Takt, in dem sich extreme Hochleistungen mit kontinuierlichem Drogenkonsum abwechselte, endete für den Meisterkoch, wie leider für so viele andere Superstars auch, mit Selbstmord in einem Hotelzimmer im französischen Kayserberg am 8 Juni 2018. Es wurde jedoch bestätigt, dass der tragische Tod nicht in Zusammenhang mit seinem Drogenkonsum stand.